Donnerstag, 19. September 2013

Organspende: Die Positionen der Parteien

In Deutschland herrscht seit Jahren ein Mangel an Spenderorganen. Zusätzlich brachten die Organspende-Skandale an einigen deutschen Kliniken Missstände in zuvor für unmöglich gehaltenen Ausmaßen zutage. Grund genug, kurz vor der Bundestagswahl die Position der großen Parteien zu diesem wichtigen Thema zu checken.

Im November 2012 brachte der Bundestag fraktionsübergreifend das „Gesetz zur Regelung der Entscheidungslösung im Transplantationsgesetz“ auf den Weg. Das Ziel dieses Gesetzes ist es, die Spendebereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen. Das geschieht dadurch, dass die Krankenkassen verpflichtet werden, ihre Kunden in regelmäßigen Abständen über Organspende zu informieren.
Grundsätzlich haben alle Parteien im Bundestag ähnliche Positionen. Alle Fraktionen wollen die Zustimmungslösung oder Entscheidungslösung beibehalten und den Organmangel durch eine Erhöhung der Spendebereitschaft bekämpfen. Die Unterschiede sind daher eher im Detail zu suchen.

CDU/CSU:
Das Thema taucht nicht explizit im Regierungsprogramm der Christsozialen auf.
Eine Widerspruchslösung, wie von der EU-Kommision im Jahr 2010 empfohlen, lehnt die CDU ab, da ein Zwang die Bereitschaft der Menschen zur Organspende nicht erhöhen würde. Zusätzlich will die CDU die Skandale an den Kliniken aufklären, Missstände beseitigen und dadurch das Vertrauen in Organspende wiederherstellen. Als die Missstände ans Licht kamen, forderte der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn drastische Strafen für die Akteure.
Eine staatliche Organisation für die Verteilung der Organe zu schaffen lehnt die Union ab.

FDP:
Die FDP lehnt eine Widerspruchslösung mit der Begründung ab, Selbstbestimmung und Persönlichkeitsrechte endeten nicht mit dem Tod. Daher bedürfe jeder Eingriff in den Körper einer Zustimmung.
Gesundheitsminister Daniel Bahr warb selbst für Organspende und engagierte sich für eine Werbe-Kampagne um die Spendebereitschaft zu erhöhen. Auch forderten die Liberalen nach der Aufdeckung der Skandale, Gesetzeslücken bei Manipulationen der Wartelisten zu schließen und diese unter Strafe zu stellen. In der jetzt endenden Legislaturperiode hatte die FDP maßgeblich an der Reform des Transplantationsgesetzes und der Einführung der sogenannten „Entscheidungslösung“ teil. Eine staatliche Einrichtung zur Koordination der Organspende lehnen auch die Liberalen ab.

Grüne:
Nach Meinung der Grünen handelt es sich bei den Skandalen nicht um Einzelfälle, sondern um einen Fehler im System.
Dem Thema Organspende ist im Wahlprogramm der Grünen ein ausführlicher Absatz gewidmet. Es wird gefordert, für absolute Transparenz zu sorgen, als auch rechtsstaatliche Strukturen zu schaffen und ständige Kontrollen und Qualitätsprüfungen durchzuführen. Nach Meinung der Grünen gehen die bisherigen Reformen des Organspende-Systems unter schwarz-gelb nicht weit genug. Die Partei will eine öffentlich-rechtliche Organisation schaffen, die die Organspende in Deutschland koordiniert und kontrolliert. Auch soll die Anzahl der Transplantationszentren reduziert werden, um den Konkurrenzdruck unter den Zentren zu reduzieren.

Linke:
Nach Meinung der Linken ging es bei den bisherigen Gesetzesänderungen hauptsächlich darum, die Öffentlichkeit zu beruhigen und notwendige Änderungen zu vermeiden. Die Linke fordert deshalb eine staatliche Behörde, die die Richtlinien zur Organspende vorgibt. Auch die Aufsicht und Kontrolle solle in staatliche Hand genommen werden. Zudem wird gefordert, die Transparenz des Systems zu verbessern.
Auch die Problematik im Zusammenhang mit der Diagnose des Hirntods als Voraussetzung für die Organentnahme soll auf den Prüfstand.

SPD:
Die SPD ist zufrieden mit den bisherigen Reformen, die auch von der SPD-Bundestagsfraktion mitgetragen wurden. Die Fälle, wie an einzelnen Kliniken vorgekommen, seien im jetzigen System nicht mehr möglich. Zusätzlich will sie aber das Amt eines Transplantations-Beauftragten im Bundestag schaffen. Eine staatliche Koordinationseinrichtung lehnt die SPD ab. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier hat sich sehr für Organspende engagiert und unterstütze mehrere Kampagnen und Aktionen.

Die SPD fordert weiterhin eine lückenlose Aufklärung der Skandale, strafrechtliche Konsequenzen, bis hin zu Schließungen einzelner Transplantationszentren, Einführung eines zentralen Registerszur Qualitätskontrolle, sowie eine Reform des Bonussystems für beteiligte Ärzte. Außerdem soll die Zahle der Transplantationszentren begrenzt werden.

Sonntag, 21. April 2013

El Teide

Für unseren Teneriffa-Urlaub im März setzten wir uns ein hohes Ziel. Wir wollten den Teide besteigen, der Hauptgipfel von Teneriffa und mit 3718 Metern der höchste Berg Spaniens. Im Vorfeld besorgten wir uns eine Genehmigung, die für die Besteigung des letzten Stücks von der Bergstation der Seilbahn zum Gipfel nötig ist. Der Plan war, nachts los zu laufen und bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu sein. Da ich bisher noch nie in so großer Höhe war, war ich sehr gespannt, wie mein Körper auf die dünne Luft reagieren würde und ob ich die nötige Leistung bringen könnte um bis ganz oben durchzuhalten. Um drei Uhr nachts klingelte uns der Wecker unsanft aus dem gemütlichen Bett.

Der Teide-Krater

Das Wetter war bisher nicht besonders gut gewesen, vor allem ab 1000 Metern Höhe war es praktisch immer neblig. Bei unserer Akklimatisierungsrunde auf 2000 Meter am Tag vorher fanden wir uns nur dank GPS zurecht. Deshalb waren wir skeptisch, ob die Besteigung überhaupt klappen würde. Zum Glück war der Gipfel schneefrei. Als wir am Startpunkt unserer Wanderung, an der Montana Blanca, ankamen war das Wetter klar und wir konnten den Aufstieg beginnen.
Die ersten paar hundert Höhenmeter stiegen gemächlich über ein Geröllfeld an. Erst als wir den Fuß des Teide-Kegels erreichten, wurde der Weg steil und schmal. Dank Stirnlampen und GPS war die Orientierung aber zum Glück kein Problem. Langsam näherten wir uns dem Refugio de Altavista, auf dem viele Wanderer übernachten, die den Sonnenaufgang auf dem Teide erleben wollen. Ab 3000 Metern wurde es langsam anstrengender und ich begann die Auswirkungen der Höhe zu spüren. In gemächlichem Tempo war die Steigung aber trotzdem gut zu bewältigen. Als wir das Refugio erreichten, nutzten wir die Gelegenheit, uns etwas aufzuwärmen. Es war auf dieser Höhe bitter kalt und wir hatten inzwischen Handschuhe und Mütze auf. Da wir aber unter Zeitdruck standen rafften wir uns nach ein paar Minuten wieder auf. Am Horizont war inzwischen schon ein schmaler Lichtstreif zu erkennen, der zusehends breiter wurde.
Unser Ziel, den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben erreichten wir leider auch nicht. Noch einige Höhenmeter unter der Bergstation der Seilbahn entschieden wir uns, eine Pause einzulegen, da ich den Sonnenaufgang in einem Zeitraffer-Video festhalten wollte.
Der Sonnenaufgang war beeindruckend. Innerhalb von Sekunden wurde es taghell und die Sonne verwandelte das Wolkenmeer unter uns in einen goldenen Ozean.


Bei Tageslicht machten wir uns dann an die letzten Meter zur Bergstation, die sich 150 Höhenmeter unter dem Gipfel befindet. Zusehends wurde es anstrengender und der Mangel an Sauerstoff und Schlaf machte sich durch einen deutlichen Leistungsverlust bemerkbar. Als wir die Seilbahn endlich erreichten waren wir froh, dass wir ein paar Momente in der Sonne sitzen konnten. Wir überlegten ernsthaft, ob wir den Aufstieg zum Gipfel wirklich noch machen wollten, entschieden uns dann aber doch dafür.

Auf dem Gipfel

Die letzten Meter gehören wahrscheinlich zum Anstrengendsten was ich jemals gemacht habe. Praktisch nach jedem Schritt musste ich kurz stehen bleiben und verschnaufen. Irgendwann war dann aber doch der Gipfel erreicht. Das Glücksgefühl, es da hoch geschafft zu haben, war unbeschreiblich. Die ganze Insel lag uns zu Füßen, die Sonne strahlte und wir hatten den Gipfel ganz für uns allein.
Da der Schwefelgeruch sehr intensiv war und wir beide etwas Kopfschmerzen bekamen, begaben wir dann aber recht schnell wieder auf den Abstieg und fuhren mit der Seilbahn in sage und schreibe acht Minuten wieder ins Tal.

Verschneiter Teide

Am nächsten Tag wurde eine Sturmwarnung ausgegeben und noch einen Tag später begann es dann auch heftig zu stürmen. Als sich der Sturm nach zwei Tagen verzogen hatte und den Blick auf den Teide wieder frei gab, war der ganze Berg in Schnee gehüllt. Wir hatten das große Glück am letzten Tag unseres Urlaubs noch einmal auf die Passstraße zu fahren und den Anfang unserer Wanderung nochmal im Schnee machen zu können. Eine einzigartige Erfahrung.

Teide-Hochebene mit Schnee

Mittwoch, 30. Januar 2013

Warum wir trotz Ärzteskandal einen Organspendeausweis haben sollten

Klar, ich bin für Organspende. Ohne diese wäre mein Leben vermutlich irgendwann Anfang 2006 zu Ende gewesen. Aber ich war auch schon pro Organspende, bevor ich selbst betroffen war. Irgendwann mit 15 oder so, als das Thema in der Schule behandelt wurde, entschied ich mich so einen Ausweis auszufüllen. Damals dachte ich nicht großartig darüber nach, aber es leuchtete mir sofort ein, dass man seine Organe nicht mehr braucht, wenn man einmal tot ist. Und wenn man dann noch etwas Gutes damit tun kann, warum nicht?

Seit einiger Zeit machen die Kliniken aber leider mit sehr negativen Schlagzeilen über sich reden. Patientendaten wurden vorsätzlich manipuliert um bei der Organvergabe schneller an die Reihe zu kommen. Was am Anfang noch schien wie einige Einzelfälle von übereifrigen Ärzten erweckt immer mehr den Eindruck als hätte es System. Das ist traurig und die beteiligten Ärzte haben der ohnehin schon schwindenden Spendebereitschaft der deutschen Bevölkerung einen weiteren Stoß versetzt. Wurden in Deutschland 1997 noch 507 Herzen transplantiert, waren es 2012 gerade einmal 318. Der Trend ist rückläufig.

Viele Menschen werden sich jetzt genau überlegen, ob sie in Zukunft unter solchen Umständen noch einen Spenderausweis ausfüllen. Einige werden sicher auch aus Ärger ihren Ausweis vernichten. Doch so schlimm ich die Betrugsfälle finde, so falsch finde ich auch diesen Schritt.

Ich denke nach wie vor, die Betrugsfälle geschahen nicht aus monetären Gründen, sondern sind die (schlechte) Folge von ursprünglich guten Gründen. Ich bin kein Arzt, aber ich denke wenn man sieht wie sich die Lage von einem Patienten rapide verschlechtert, dann juckt es einem schon in den Fingern, wenn man weiß dass man nur an ein paar Zahlen drehen muss. Das ist keine Entschuldigung, aber immerhin ein besserer Grund als Geldgier oder die eigene Karriere, oder was man sich sonst noch als Grund ausmalen mag.

Wenn wir jetzt aber alle nicht mehr spenden, dann bekommt niemand die lebensrettenden Organe. Das ist die schlechteste Option für alle. Ich war immer Organspender um im Falle des Falles Leben zu retten. Welche Leben ich rette, das war immer eine Frage die für mich belanglos war. Das heißt nicht, dass mir die Praxis der Ärzte egal wäre. Ich bin dafür, das Vergabesystem ganz genau auf Lücken zu prüfen und gezielt nachzubessern, bessere Kontrollen einzuführen, vielleicht sogar das ganze System umzustellen. Aber das heißt für mich auch nicht, dass ich jetzt meinen Spenderausweis (ja, ich habe immer noch einen) zerreißen werde, denn vielleicht können damit noch Leben gerettet werden. Das ist in dieser Hinsicht wichtiger als alles andere.

Mal ganz abgesehen davon: Selbst wenn jemand gegen Organspende ist oder aus anderen Gründen nicht spenden will, gerade dann sollte er einen Ausweis ausfüllen und "Nein" ankreuzen, um seinen Angehörigen die Entscheidung zu erleichtern.

Sonntag, 8. Juli 2012

Baumklettern für den kleinen Geldbeutel


Baumcaches

Fast jeder Geocacher wird auf die eine oder andere Art schon mal mit T5-Caches in Berührung gekommen sein. Für Nicht-Cacher: „T5er“ sind Caches mit der höchsten vorgesehenen Terrain-Wertung, also Dosen, die nur durch Einsatz spezieller Hilfsmittel zu erreichen sind. Es gibt viele verschiedene Varianten von T5-Caches: Klettercaches, Tauchcaches, Höhlencaches, aber auch Dosen, die nur mit einem Magnet „geangelt“ werden können, weil sie sich an einer unzugänglichen Stelle befinden.

In diesem Beitrag soll es um eine spezielle Variante des Klettercaches gehen, den Baumcache.
Baumcaches sind eine der häufigsten Varianten der „T5er“, vermutlich weil es genug Versteckmöglichkeiten gibt (Bäume gibt es im Gegensatz zu Felswänden o.Ä. doch recht häufig, vor allem im Wald). Um so einen Schatz zu erreichen braucht es vorher neben Wissen und Erfahrung auch Equipment, das natürlich Einiges von unserem ohnehin schon strapazierten Geldbeutel abverlangt. Webseiten die sich ausführlich mit Baumklettern beschäftigen gibt es genug. Deshalb beschreibe ich in diesem Artikel, wie man auch mit wenig Geld den erfolgreichen Einstieg ins Baumklettern schafft. Alle hier beschriebenen Methoden habe ich selbst ausprobiert.

Ich weise an dieser Stelle dennoch ausdrücklich darauf hin, dass der Artikel keinen Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit erhebt und selbstverständlich auch einen Kurs zum Thema Baumklettern nicht ersetzen kann. Ich übernehme auch keinerlei Verantwortung für die hier beschriebenen Techniken. Also, bevor ihr irgendetwas in die Richtung probiert, seid euch bewusst, dass ihr im schlimmsten Fall auch abstürzen könnt. Baumklettern birgt Risiken. Wendet nur an, was ihr auch wirklich verstanden habt! Handelt verantwortlich und bringt euch und andere nicht in Gefahr!

Beim Klettern sollte nie an der falschen Stelle gespart werden, d.h. an der Sicherheit. Bevor ihr lebensgefährliche Aktionen mit ungenügendem oder unsicherem Equipment macht, lasst es lieber. Alle hier beschriebenen Techniken sind meiner Meinung nach sicher, aber ich bin kein Experte auf dem Gebiet. Deshalb muss jeder für sich selbst entscheiden was er macht und was er besser lässt.

Absolute Mindest-Ausrüstung

Um erfolgreich mit den hier beschriebenen Techniken auf einen Baum zu kommen und dabei die eigene Sicherheit zu gewährleisten ist ein Minimum an Ausrüstung in jedem Fall erforderlich. Dazu gehört:

  • Ein Sportklettergurt
  • Ein Seil, am besten Statikseil (mind. in der doppelten Länge der Cachehöhe + 10 Meter, besser 3 * Höhe + 10 Meter)
  • Helm
  • Bandschlingen in verschiedenen Längen
  • Mehrere Schraub- oder Twist/Ball-Lock-Karabiner
  • Material für's Aufsteigen
  • Ein Gerät für's Abseilen
  • Pilotschnur
  • Wurfsack
Mindestausrüstung beim Baumcachen


Vor dem Klettern: Wie bekomme ich das Seil da hoch?

Bevor wir auf den Baum kommen muss erst mal unser Seil hoch. Das funktioniert mit einer Pilotschnur und einem Wurfsack. Ursprünglich habe ich eine Schnur genommen, die ich im Outdoor-Laden offen von der Rolle gekauft habe. Als Wurfsack habe ich einen Hacky-Sack zweckentfremdet. Diese Kombi hat sich aber als wenig erfolgreich erwiesen. Der Wurfsack war zu leicht, die Schnur verhedderte sich immer. Erst als ich mich für die Profi-Variante entschieden habe merkte ich dass die 30 Euro für Wurfleine und -sack von Anfang an gut angelegt gewesen wären.
Statt einem richtigen Wurfsack kann man auch einen stabilen Beutel (Socke?) mit Sand füllen, auch andere kreative Lösungen sind hier sicher zielführend. Zu beachten ist, dass der Sack schwer genug sein muss, damit die Wurfleine auf der anderen Seite der Astgabel auch wieder heruntergelassen werden kann. 250-350 Gramm sind hier empfehlenswert. Des weiteren sollte kein hartes Objekt benutzt werden das jemanden verletzen kann wenn es wieder herunterfällt.
Die Wurfleine würde ich mir auf jeden Fall gönnen. Andere Schnüre verheddern sich einfach viel zu leicht, was gerade im Wald ständig zu Problemen führt. Eine richtige Wurfleine ist gewachst und hat eine glatte Oberfläche, wodurch man auch die schlimmsten Knoten wieder gut entwirren kann.
Nach dem erfolgreichen Wurf über eine stabile Astgabel können wir den Wurfsack herunterlassen, das Seil an die Pilotschnur binden und so über die Astgabel ziehen. Jetzt muss das Seil natürlich noch irgendwo festgemacht werden. Ich suche mir hierzu immer einen nahen, nicht zu dicken Baum aus und lege eine Bandschlinge darum, die ich mit einem Schraubkarabiner verbinden. Das Seil hänge ich dann mit einem Achterknoten in den Karabiner ein. Fertig.

Achterknoten, in Bandschlinge eingehängt
(rechts muss man sich den Baum vorstellen)

Falls das Seil lang genug ist, gibt es noch die Variante „Auf-Nummer-Sicher“ zur Seilbefestigung, die ich im zweiten Teil dieses Artikels beschreiben werde. Damit kann der Kletterer im Notfall auch von unten wieder heruntergelassen werden.

So, nachdem das Seil oben ist kommen wir zum interessanten Teil: Dem Klettern.


Variante 1: Prusiken und Abseilen mit Tube

Diese Variante ist die günstigste. Zusätzlich zur Grundausrüstung sind lediglich einige Prusikschlingen (1m, 2m, 3-4m; 5-6mm) und ein Tube  nötig. Und das funktioniert folgendermaßen:

Wir nehmen eine Reepschnur (2 m) und verknoten sie zu einem Ring. Dazu nehmen wir einfach beide Enden zusammen und machen einen Sackstich.

Reepschnur mit Sackstich zu Ring gebunden
Jetzt knoten wir die entstandene Schlinge mit einem Prusikknoten in das Seil. 

Reepschnur mit Prusik in das Seil gebunden
Wir nehmen einen Karabiner und verbinden die Schlinge mit unserem Anseilpunkt am Gurt.

Als nächstes brauchen wir eine weitere Reepschnur (3-4 m) als Fußschlinge. Diese verknoten wir ebenfalls mit Sackstich. Wir bauen die Fußschlinge ebenfalls mit Prusik unterhalb der anderen in das Seil ein. 

Die zweite Prusikschlinge wird unterhalb der ersten eingebunden 
Jetzt schieben wir den oberen Prusik so weit nach oben wie möglich und setzen uns in den Gurt, so dass der Prusik blockiert. Den unteren Prusik schieben wir jetzt bis kurz unter den anderen. Dann knoten wir die Fußschlinge mit Sackstich so kurz ab, dass wir den Fuß gerade noch reinbekommen.

Jetzt kann's losgehen mit Aufsteigen. Wir drücken uns mit dem Bein in der Fußschlinge ab, halten uns mit den Händen am Seil fest und stehen gerade hin. Den nun entlasteten oberen Prusik schieben wir nun so weit wie möglich nach oben und setzen uns wieder in den Gurt. Nun können wir den Prusik der Fußschlinge nachziehen und uns wieder hochdrücken. Auf diese Weise steigen wir am Seil bis zum Cache auf.

Jetzt geht’s ans Abseilen. Dazu ist ein kleiner Umbau nötig. Wir nehmen den Tube und bauen ihn unterhalb der Fußschlinge, aber so weit oben wie möglich, ein. Hier auf die richtige Richtung des Tubes achten (Bügel zu uns, Bremsrillen, falls vorhanden nach unten). Schnell noch einen Karabiner rein und im Sicherungspunkt des Gurtes einhängen. Jetzt kommt der Kurzprusik (1m) zum Einsatz. Wie gehabt mit Sackstich abknoten (möglichst nicht zu lang) und unterhalb des Tubes in das Seil einbauen (Prusik). Dann mit Karabiner an der Beinschlaufe des Klettergurt einhängen und den Prusik so weit wie möglich nach oben unter den Tube schieben. Der Kurzprusik wird später den Tube blockieren so dass wir beide Hände frei haben. Als nächstes müssen wir aus dem oberen Prusik raus. Dazu stehen wir in die Beinschlaufe, wie vorher beim Aufsteigen. In dieser Stellung öffnen wir den Karabiner und nehmen die obere Prusiksicherung heraus. Jetzt können wir uns vorsichtig in den Tube setzen, der vom Kurzprusik blockiert wird. Nun bauen wir die oberen beiden Prusikschlingen in aller Ruhe aus. Zum Abseilen müssen wir jetzt nur noch den Kurzprusik langsam nach unten schieben und schon können rutschen wir mit Hilfe des Tubes am Seil herab. Falls wir loslassen, was immer passieren kann, z.B. wenn uns ein Ast auf den Kopf fällt oder so blockiert der Prusik den Tube und wir bleiben stehen.


Variante 2: Prusik und GriGri

Das GriGri des Herstellers Petzl ist ein beliebtes halbautomatisches Sicherungsgerät beim Sportklettern und kann auch beim Baumklettern eingesetzt werden. Ähnliche Geräte die nach dem selben Schema funktionieren existieren auch von anderen Herstellern. Das Seil kann in die eine Richtung frei durch das GriGri laufen, während es in die andere Richtung blockiert, wenn Zug darauf kommt. Diese Blockierung kann durch das Ziehen eines Hebels gelöst werden. Diesen Mechanismus machen wir uns zu Nutze um sowohl die obere Prusiksicherung als auch Tube und Kurzprusik durch GriGri zu ersetzen.
Da das GriGri nicht ganz billig ist (ca. 60 Euro) kommen bei dieser Variante etwas mehr Kosten auf uns zu. Allerdings haben wir den Vorteil, dass wir oben nicht umbauen müssen. Dadurch fällt eine Fehlerquelle weg und der Stressfaktor ist auch erheblich vermindert.

Wir bauen zuerst das GriGri in das hängende Seil ein. Der Kletterer auf dem GriGri muss sich oben befinden, das Hand-Symbol ist unten. Der Hebel befindet sich linkerhand. Ist das der Fall, dann haben wir das GriGri richtig ins Seil eingebaut und können es mit einem Karabiner in unserem Anseilpunkt festmachen.

Jetzt bauen wir über dem GriGri die Prusikschlinge (3-4m) ein wie in Variante 1 beschrieben. Wir setzen uns in den Gurt, schieben den Prusik so weit es geht nach oben und Knoten die Schlinge so ab, dass wir den Fuß gerade noch hineinstellen können.

Jetzt geht’s nach oben. Wir drücken uns mit dem Fuß in der Prusikschlinge ab und ziehen dabei das Seil, das unten aus dem GriGri heraus läuft mit der linken Hand nach oben, so dass das GriGri mit uns am Seil nach oben läuft. Jetzt setzen wir uns wieder in den Gurt und schieben den Prusik nach oben. Dann beginnt das Spiel von vorne bis wir oben angelangt sind.

Vor dem Abseilen bauen wir die Fußschlinge aus. Jetzt müssen wir nur noch vorsichtig den Hebel des GriGri durchziehen um uns selbst nach unten zu befördern. Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten. Zu starkes Ziehen am Hebel (z.B. durch eine Panikreaktion) bedeutet dass man ungebremst in die Tiefe rauscht. Die richtige Dosierung ist nicht einfach, deshalb sollte man das zuerst ein paar mal auf geringer Höhe üben.

Mehr Sicherheit bietet hier das Petzl I'd, das nach dem selben Prinzip arbeitet wie das GriGri, aber zusätzlich blockiert, wenn der Hebel voll durchgezogen wird.

Wird der Hebel losgelassen blockiert das GriGri wieder und wir bleiben stehen.


Variante 3: Handsteigklemme und GriGri

Wem die Knoten zu kompliziert sind, oder das Lösen des Prusikknotens vor dem Hochschieben zu lästig ist, der kann auch die Prusikschlinge aus der zweiten Variante durch eine Steigklemme ersetzen. Eine Handsteigklemme in Verbindung mit einer Trittschlinge macht den Aufstieg zudem komfortabler da beim Hochdrücken zusätzlich noch mit dem Arm gezogen werden kann. 


Handsteigklemme, offen
Prinzipiell bestehen alle Handsteigklemmen aus einem Handgriff, der in das Seil eingehängt wird und einer Art „Schnapper“ der geschlossen wird nachdem die Steigklemme in das Seil eingehängt wurde. Der Bereich, in dem das Seil läuft, hat Widerhaken, die ein zurück laufen der Steigklemme verhindern. Gleichzeitig verhindert der „Schnapper“ ein Herausrutschen des Seils.

Handsteigklemme mit Trittschlinge, in Seil eingebaut

Besonders für dynamische Seile sind die Widerhaken sehr strapazierend, so dass leicht der Mantel besechädigt werden kann. Also lieber ein Statikseil verwenden, das ist robuster.
Eine Steigklemme ist wesentlich teurer als eine Reepschnur (um die 50 Euro vs. 4 Euro), so dass sich der Mehrpreis hier kaum lohnt. Steigklemmen machen mehr Sinn bei tiefen Höhlen etc., bei denen man eine größere Strecke am Seil hoch muss. Dann aber eine Handsteigklemme in Kombination mit einer Bruststeigklemme.

Der Aufstieg mit dieser Methode funktioniert fast gleich wie in der letzten Variante. GriGri einbauen (s.o.), Handsteigklemme mit angeschlossener Fußschlinge oberhalb des GriGri einbauen und los geht’s.

Vor dem Abseilen wird die Handsteigklemme wieder ausgebaut und es geht nach oben beschriebener Methode abwärts.

Hinweis: Weitere Bilder folgen!


Sonntag, 29. April 2012

Wandern auf Mallorca

Um die diesjährige Bergsaison einzuleiten, während in den Alpen noch der Wintersport vorherrscht, beschlossen meine Freundin und ich dieses Jahr kurzfristig einen Urlaub auf der Lieblingsinsel der Deutschen zu buchen. Schließlich winkten da einige Grad mehr als daheim und über die Landschaft abseits der Touristenhochburgen hatte ich auch schon viel Positives gelesen. Also auf nach "Malle".
Gerade der Norden der Insel ist ideal zum Wandern. Es locken Berge bis fast 1400 Meter Höhe, wobei der Höchste Berg, der Puig Major (1445 m), leider nicht bestiegen werden kann, da sich auf dem Gipfel eine Militärbasis befindet. Daher muss man mit dem Zweithöchsten, der Massanella (1365 m) vorlieb nehmen.
Auch Klettergebiete gibt es reichlich, wie wir von zwei Kletterern erfuhren die wir auf einer Wanderung trafen.
Am besten hat uns die Canyon-Wanderung durch den Torrent de Pareis gefallen. Man muss etwas Glück mitbringen um diese Wanderung zu machen, denn nach Regenfällen steht Wasser in der Schlucht und es dauert ca. 2 Wochen bis die Becken wieder leer sind. Da es vor unserem Besuch eine lange Trockenzeit gab war das allerdings kein Problem.
Als praktisch erwiesen hat sich das Seil das wie dabei hatten. Eine Stelle ist ohne Hilfe nur schwer zu überwinden. Man muss ca. 2 Meter durch einen sehr schmalen Spalt nach unten wobei die Wände vom Wasser so glatt geschliffen sind, dass man nirgends halt findet. Mit Seil war das überhaupt kein Problem, da es oben um einen festgeklemmten Stein gelegt werden und dann von unten bequem wieder abgezogen werden kann. An einer anderen Stelle ist ein Seil fest eingebaut.
Die Schlucht ist einfach beeindruckend. Teils nur zwei Meter breit  ragen rechts und links die 300 Meter hohen, senkrechten Wände auf. Hausgroße Felsbrocken, die einst von oben herab gefallen sind, versperren teils den Weg, so dass man oft klettern und sich seinen Weg zwischen den Hindernissen suchen muss. Ein einziger Abenteuerspielplatz! Allerdings darf nicht unterschätzt werden, dass zu manchen Jahreszeiten lange niemand dort vorbei kommt und Handyempfang kann man im engen Canyon sowieso völlig vergessen. Also niemals alleine machen und am besten vorher jemandem Bescheid geben, wo man hingeht!
Die Massanella ist ein beeindruckender Berg im Norden der Insel. Es gibt zwei Hauptwege nach oben. Entweder man macht eine Rundwanderung, die allerdings etwas Kondition erfordert oder man läuft mehr oder weniger den selben Weg wieder zurück. Wir entschieden uns für die kurze Variante.
Nach einem Aufstieg durch den typischen Steineichenwald der Tramuntana erreicht man die Baumgrenze und gelangt nach einem kurzem, steilen Stück über Fels auf eine Hochebene, auf der man die Ruine eines Schneesammler-Hauses bestaunen kann. Dort wurde früher in einem tiefen Keller Schnee gelagert und zum Kühlen nach unten geschafft. Auch wir sahen hier noch einige Schneeflecken. Dann geht's an den Gipfelanstieg. Der ist nicht sehr steil, aber man muss achtsam sein, da es über Karstgelände mit teils tiefen Spalten geht. Das hat mich sehr an das Gottesacker-Plateau auf dem Hohen Ifen erinnert.
Es wird noch kurz etwas steil und dann steht man auf dem Gipfel und die ganze Insel liegt einem zu Füßen. Man kann deutlich die Radarkuppel auf dem benachbarten Puig Major erkennen. Bei guter Sicht sieht man in alle Himmelsrichtungen bis zum Meer.
Beim Abstieg kann man noch eine Quelle besuchen, die etwas unter dem Gipfel entspringt. Die Quelle ist in einer kleinen Höhle, du der eine Treppe hinabführt. Tipp: Taschenlampe mitbringen, da stockfinster.
Dann geht's mit einigen kleinen Kraxel-Einlagen zurück in den Wald.
Im Rückblick war es ein wunderschöner Urlaub. Wir sind insgesamt 10 Tage gewandert und haben noch lange nicht alles gesehen. Ich denke also, dass wir bestimmt in den nächsten Jahren nochmal zurück kommen werden.


Klettern am Wielandstein


Gestern wollten meine Freundin und ich das tolle Wetter ausnutzen und fuhren deshalb zum Wielandstein bei Lenningen auf der Schwäbischen Alb um dort unsere Kletterkenntnisse aus der Halle mal am richtigen Fels zu testen. Der Wielandstein besteht aus zwei Felsen, an denen noch Reste von Burgruinen zu sehen (und erklettern) sind.
Für uns war das erst das zweite Mal am Fels. Letzten Herbst sind wir zwar schon mal in den Hessigheimer Felsengärten geklettert, aber fast nur Toprope, da man bei vielen Routen praktischerweise von oben an den Umlenker kommt. Am Wielandstein ist das nicht möglich, außer vielleicht für die ganz wagemutigen die den Normalweg auch ohne Sicherung hochgehen.
Am Parkplatz angekommen trafen wir schon die erste Gruppe von Kletterern. Dann machten wir uns auf in Richtung Klettergebiet. Da wir uns für den oberen Parkplatz am Engelhof entschieden hatten mussten wir ca. 2,5 Kilometer auf ebenem Gebiet zurücklegen. Da merkt man dann erst mal wie unkomfortabel so eine Ikea-Tüte als Seilbag ist. Doch nach ca. einer halben Stunde näherten wir uns dem Fels und sahen auch schon die ersten Kletterer am Werk. Da wir erst gegen 12 ankamen war es auch schon recht voll. Wir steuerten direkt auf den Innenhof der Burgruine zu in dem die einfachsten Routen zu finden sind.
Nach dem Anlegen der Ausrüstung und einem Blick in den Kletterführer ging es los mit „Ritterschlag“ (3). Fazit: Zu einfach. Starke Neigung, kann man ja fast nicht als Klettern bezeichnen. Als nächstes versuchte ich mich an „Westverschneidung“ (4+). Und schon wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Die speckigen Griffe machten ein Festhalten unmöglich und so war schon nach ca. 2 Metern Schluss für mich. Ok, lieber wieder was Einfacheres. Es folgte „Gretel“ (3-). Auch einfach. Dann wagten wir uns an die Bergseite. Dort ist das Niveau höher, mit „Bergseite“ (4-) ist aber auch eine einfache Route vertreten. Dumm nur dass ich den Routenverlauf nicht so ganz richtig interpretierte und daher die Variante „Dornenriss“ (6-) kletterte. Ich kam ganz schön außer Puste und zwischen drin hatte ich auch ordentlich Muffensausen, aber letztendlich ging es schon irgendwie. Als nächstes war die für mich schönste Route dran: „Westgrat“ (3+). Eine schöne Kletterei ohne Schwierigkeiten, genau das Richtige für Unerfahrene wie mich. Lediglich einen Bohrhaken mehr hätte ich mir gewünscht, aber auch nur für den Kopf, nicht weil es wirklich notwendig gewesen wäre.
Eigentlich war ich jetzt schon ganz gut geschafft, aber meine Niederlage in der Westverschneidung ließ mir keine Ruhe und so startete ich noch einen Versuch. Und was soll ich sagen, diesmal klappte es. Mit vollem Körpereinsatz und Mobilisierung der letzten Kräfte (sowie etlichen Pausen) schaffte ich es doch noch, mich irgendwie durch den abgespeckten Anfang durch zu wurschteln. Danach ging es wesentlich einfacher weiter, aber ich war völlig am Ende meiner Kräfte. Auch kam ich beim schwierigen Anfang der Route an das Maximum dessen, was mein Herz leisten kann. Das macht sich durch einen Druck in der Brust, der aber schnell wieder verschwindet wenn die Belastung nachlässt, sowie ein paar Extrasystolen bemerkbar. Langsam aber sicher konnte ich mich noch zum Umlenker vorarbeiten, danach war aber definitiv Schluss mit Klettern für den Tag.
Der Rückweg war danach etwas quälend und die Tatsache dass ich den letzten Rest meiner 1,5 Liter Wasser nach der letzten Route aufgebraucht hatte trug nicht gerade zu meinem Wohlbefinden bei. Letztendlich war ich froh als wir beim Auto waren und in Richtung des nächsten Biergartens fahren konnten.