Sonntag, 21. April 2013

El Teide

Für unseren Teneriffa-Urlaub im März setzten wir uns ein hohes Ziel. Wir wollten den Teide besteigen, der Hauptgipfel von Teneriffa und mit 3718 Metern der höchste Berg Spaniens. Im Vorfeld besorgten wir uns eine Genehmigung, die für die Besteigung des letzten Stücks von der Bergstation der Seilbahn zum Gipfel nötig ist. Der Plan war, nachts los zu laufen und bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu sein. Da ich bisher noch nie in so großer Höhe war, war ich sehr gespannt, wie mein Körper auf die dünne Luft reagieren würde und ob ich die nötige Leistung bringen könnte um bis ganz oben durchzuhalten. Um drei Uhr nachts klingelte uns der Wecker unsanft aus dem gemütlichen Bett.

Der Teide-Krater

Das Wetter war bisher nicht besonders gut gewesen, vor allem ab 1000 Metern Höhe war es praktisch immer neblig. Bei unserer Akklimatisierungsrunde auf 2000 Meter am Tag vorher fanden wir uns nur dank GPS zurecht. Deshalb waren wir skeptisch, ob die Besteigung überhaupt klappen würde. Zum Glück war der Gipfel schneefrei. Als wir am Startpunkt unserer Wanderung, an der Montana Blanca, ankamen war das Wetter klar und wir konnten den Aufstieg beginnen.
Die ersten paar hundert Höhenmeter stiegen gemächlich über ein Geröllfeld an. Erst als wir den Fuß des Teide-Kegels erreichten, wurde der Weg steil und schmal. Dank Stirnlampen und GPS war die Orientierung aber zum Glück kein Problem. Langsam näherten wir uns dem Refugio de Altavista, auf dem viele Wanderer übernachten, die den Sonnenaufgang auf dem Teide erleben wollen. Ab 3000 Metern wurde es langsam anstrengender und ich begann die Auswirkungen der Höhe zu spüren. In gemächlichem Tempo war die Steigung aber trotzdem gut zu bewältigen. Als wir das Refugio erreichten, nutzten wir die Gelegenheit, uns etwas aufzuwärmen. Es war auf dieser Höhe bitter kalt und wir hatten inzwischen Handschuhe und Mütze auf. Da wir aber unter Zeitdruck standen rafften wir uns nach ein paar Minuten wieder auf. Am Horizont war inzwischen schon ein schmaler Lichtstreif zu erkennen, der zusehends breiter wurde.
Unser Ziel, den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben erreichten wir leider auch nicht. Noch einige Höhenmeter unter der Bergstation der Seilbahn entschieden wir uns, eine Pause einzulegen, da ich den Sonnenaufgang in einem Zeitraffer-Video festhalten wollte.
Der Sonnenaufgang war beeindruckend. Innerhalb von Sekunden wurde es taghell und die Sonne verwandelte das Wolkenmeer unter uns in einen goldenen Ozean.


Bei Tageslicht machten wir uns dann an die letzten Meter zur Bergstation, die sich 150 Höhenmeter unter dem Gipfel befindet. Zusehends wurde es anstrengender und der Mangel an Sauerstoff und Schlaf machte sich durch einen deutlichen Leistungsverlust bemerkbar. Als wir die Seilbahn endlich erreichten waren wir froh, dass wir ein paar Momente in der Sonne sitzen konnten. Wir überlegten ernsthaft, ob wir den Aufstieg zum Gipfel wirklich noch machen wollten, entschieden uns dann aber doch dafür.

Auf dem Gipfel

Die letzten Meter gehören wahrscheinlich zum Anstrengendsten was ich jemals gemacht habe. Praktisch nach jedem Schritt musste ich kurz stehen bleiben und verschnaufen. Irgendwann war dann aber doch der Gipfel erreicht. Das Glücksgefühl, es da hoch geschafft zu haben, war unbeschreiblich. Die ganze Insel lag uns zu Füßen, die Sonne strahlte und wir hatten den Gipfel ganz für uns allein.
Da der Schwefelgeruch sehr intensiv war und wir beide etwas Kopfschmerzen bekamen, begaben wir dann aber recht schnell wieder auf den Abstieg und fuhren mit der Seilbahn in sage und schreibe acht Minuten wieder ins Tal.

Verschneiter Teide

Am nächsten Tag wurde eine Sturmwarnung ausgegeben und noch einen Tag später begann es dann auch heftig zu stürmen. Als sich der Sturm nach zwei Tagen verzogen hatte und den Blick auf den Teide wieder frei gab, war der ganze Berg in Schnee gehüllt. Wir hatten das große Glück am letzten Tag unseres Urlaubs noch einmal auf die Passstraße zu fahren und den Anfang unserer Wanderung nochmal im Schnee machen zu können. Eine einzigartige Erfahrung.

Teide-Hochebene mit Schnee

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